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High-Tech-Faser aus der Natur:
Alles Wissenswerte über Schafschurwolle
Wolle ist gleich Wolle? Nicht ganz – wir erklären euch hier den Unterschied zwischen Schafwolle und Schafschurwolle und vieles mehr. Wir gehen darauf ein, worauf wir bei Lehner Wolle beim Woll-Einkauf achten und wie der wertvolle Rohstoff Wolle bei uns zu nachhaltigen Produkten verarbeitet wird.
Was genau ist Schafschurwolle?
Wer meint, Wolle ist gleich Wolle und so große Unterschiede wird es schon nicht geben, der irrt. Es gibt zwischen 900 und 1.000 Schafrassen und hier wieder kleine Untergattungen. Das allein ergibt schon zwangsläufig unzählige verschiedene Arten von Schafschurwolle. Hinzu kommt noch die Tatsache, dass allein auf einem einzigen Schaf zwischen acht und 14 Wolltypen wachsen. Das ergibt insgesamt über 30.000 verschiedene Wollsorten weltweit.
Aufbau der Schafwollfaser
Schafwolle ist eine tierische Naturfaser, die hauptsächlich aus Eiweißproteinen besteht. Proteine sind große Moleküle, sogenannte Makromoleküle. Diese sind aus Aminosäuren aufgebaut. Man unterscheidet zwischen globulären Proteinen, die eher kugelförmig und in Wasser leicht löslich sind, und fibrillären Proteinen. Diese kommen vor allem in Keratin wie in Haaren oder Fingernägeln vor. Sie sind eher länglich und fadenförmig und lösen sich in Wasser nicht auf. Schafwolle besteht im Wesentlichen aus Keratin.
Genauer betrachtet kann man Schafwolle vom Aufbau her in zwei Bereiche unterteilen: die äußere Schuppenschicht oder Cuticula und die inneren Spindelzellen.
Wie Dachziegel schützt die Cuticula ihren Kern. Die einzelnen Ziegel sind dabei von Wachs ummantelt, Wasser perlt von ihnen ab und die Wolle erhält durch diese Schicht ihren natürlichen Glanz. Dieses Wollwachs wird auch Wollfett oder Lanolin genannt. Aufgrund von Sonne und Wettereinfluss oxidiert diese Schicht und es entsteht dieser typische Schaffellgeruch. Dieses Wachs wird über die Hauttalgdrüsen der Schafe produziert und dient als natürlicher Schutzschild. Es wird mittlerweile auch gerne in der Kosmetikindustrie verwendet.
Die Spindelzellen im Inneren bestehen aus zwei Zellarten, die sich gegenseitig umwinden und unterschiedliche Dehnungsgrade aufweisen. Das bewirkt, dass sich die Schafwolle kräuselt. Die Spindelzellen bestehen aus Makrofibrillen, diese wiederum aus Mikrofibrillen, die bis zu den Eiweißmolekülketten weiter unterteilt werden können.
Was Schafwolle so beliebt macht
Schafschurwolle ist deswegen so beliebt, weil sie über erstaunliche Fähigkeiten und Eigenschaften verfügt und das in allen Bereichen. Schafwolle ist ein nachwachsender Rohstoff, die Entzündungstemperatur liegt etwa doppelt so hoch wie bei Holz (560 – 600° C) und der positive Einfluss auf das Raumklima spricht für sich.
Wie Messungen des Deutschen Wollinstituts belegen, kann Schafwolle nachweislich aufgrund ihrer klimaregulierenden Eigenschaften die Raumluft verbessern. Sie beseitigt unangenehme Gerüche und kann durch seinen Grundbaustein Keratin sogar giftige Schadstoffe wie Formaldehyd (Link Text Formaldehyd neutralisieren) neutralisieren. Außerdem sorgt Schafwolle durch seine unterschiedlichen Faserfeinheiten für eine angenehme Raumakustik.
Aber das ist noch nicht alles: Schafwolle wirkt hygroskopisch. Das bedeutet, dass sie die Feuchtigkeit in einem Raum ideal regulieren kann, indem sie überschüssige Feuchtigkeit aufnimmt und bei trockener Raumluft wieder abgibt. Bis zu 33 % ihres Eigengewichts kann Wolle an Feuchtigkeit aufnehmen, speichern und bei Wärme wieder abgeben ohne einen Schaden davon zu tragen. Diese Eigenschaften machen sich Hersteller von Sporttextilien aber auch von Matratzen, Bettdecken und Kissen zu Nutze. Auch wir setzen auf diese Besonderheit bei unseren ISOLENA Naturdämmstoffen. Ein weitere Vorteil des vielseitigen Naturrohstoffs ist der, das Schafwolle aufgrund seiner Eiweißfasern Schimmelsporen keinen Nährboden bietet.
Schafwolle vs. Schurwolle
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Schafwolle und Schurwolle? Die Antwort ist denkbar einfach. Zwar werden beide Begriffe häufig synonym verwendet, doch Schafwolle ist schlichtweg nur der Obergriff für Wolle, die auf unterschiedliche Art und Weiße vom Schaf gewonnen wird. Schurwolle stammt vom lebenden Schaf, sprich, die Wolle ist frisch. Da die Wolle „neu“ vom Schaf direkt nach der Schur stammt, ist sie von hoher Qualität. Schafwolle hingegen kann auch aus Textilresten hergestellt werden. Generell kann man folgende Unterarten unterscheiden:
- Schurwolle: stammt vom lebenden Tier
- Reißwolle: Alttextilien werden wiederverwertet
- Gerberwolle: Wolle, die vom geschlachteten Tier stammt
- Sterblingswolle: stammt von Tieren, die natürlichen Todes gestorben sind
Bei Lehner Wolle wird nur Schafschurwolle verwendet. Die Gründe dafür sind schnell erklärt:
- Gerberwolle wurde bereits chemisch behandelt, wodurch die natürlichen Eigenschaften der Schafwolle zerstört wurden. In der Gerberei ist dies ein notwendiger Prozess, um die Haut des Tieres vor Fäulnis zu schützen. Oft wird deswegen die Wolle auch chemisch von der Haut enfernt.
- Eine chemisch vorbehandelte Wolle reagiert im Färbebad anders als eine unbehandelte. Sie bekommt daher eine komplett andere Farbe.
- Auch in Bezug auf Feuchtigkeit würde sich das Verhalten der Wolle verändern.
Schafe und Treibhausgase
Die Natur kann einen hohen Anteil an Treibhausgasen aufnehmen, doch unterm Strich gelangt jedes Jahr deutlich zu viel davon in unsere Atmosphäre. Es gilt, Praktiken zu leben, welche den Ausstoß von Treibhausgasen möglichst geringhalten.
Grundsätzlich ist ein Großteil der Treibhausgasemissionen auf die Verbrennung fossiler Brennstoffe zurückzuführen. Aber es ist auch wichtig, einen Blick darauf zu werfen, welchen Einfluss die Tierhaltung und natürlich auch die Schafhaltung hat.
Insgesamt gibt es sechs Treibhausgase, von denen drei in der Landwirtschaft vorkommen:
- Kohlendioxid
- Methan und
- Lachgas.
Nehmen wir also die drei relevanten Treibhausgase näher unter die Lupe.
1. Kohlenstoffdioxid
Das größte Problem bei Kohlenstoffdioxid (CO2) stellt die Abholzung, denn insbesondere Bäume binden große Mengen an CO2. Speziell durch Brand-Rodungen, die vor allem in den Tropen für die landwirtschaftliche Nutzung stattfinden, gelangt auf einen Schlag sehr viel CO2 in die Atmosphäre.
In der Schafzucht ist die ökologische Beweidung von Wiesen und Almen mit Praktik, die kein Abholzen von Wäldern erfordert, vielerorts der Landschaftspflege dient und einen wertvollen Beitrag zu einer guten Bodengesundheit leistet.
Auch das Rotationssystem, bei dem Flächen abwechselnd als Weide- und Getreideanbauflächen genutzt werden, hat einen positiven Effekt auf die Kohlenstoffbilanz.
2. Methan
Methan entsteht beim Verdauungsprozess von Wiederkäuern, wobei z.B. in Deutschland 95% auf die Rinder- und Milchkuhhaltung zurückzuführen sind und andere Tierarten wie Geflügel, Schafe oder auch Pferde dabei fast vernachlässigbar sind.
Zudem wird vermehrt an einer Optimierung der Ernährung in der landwirtschaftlichen Tierhaltung geforscht, um den Methan-Ausstoß der Tiere zu vermindern.
3. Lachgas N2O
Lachgas entsteht überwiegend durch Emissionen aus landwirtschaftlich genutzten Böden als Folge überdosierter stickstoffhaltiger Düngung, insbesondere mit Kunstdünger.
Durch die Bestimmung des Düngebedarfs von Pflanzen und des Nährstoffgehalts von Dünger können Stickstoff-Überschüsse aber reduziert werden. Wird kein chemischer, sondern organischer Dünger eingesetzt, gibt es gängige Methoden zur Vermeidung der Überdüngung mit Stickstoff. Die Exkremente aus der Nutztierhaltung werden dabei einer Vorbehandlung unterzogen (z.B. Trocknen, Kompostieren oder Vergären). Das trägt dazu bei, zu vermeiden, das zu starker Hofdünger auf landwirtschaftliche Ackerflächen gelangt.
Die Viehhaltung selbst verursacht keinen Lachgasanstieg in der Atmosphäre. Ganz im Gegenteil: Forschungen zeigen, dass nicht zur Viehhaltung genutzte Flächen auf Jahressicht größere Mengen an Lachgas freigeben als beweidete Flächen, weil die Tiere ganz nebenbei die Bodengesundheit verbessern. Die Lachgas-Einsparungen übersteigen dabei deutlich die Emissionen durch die Exkremente der Tiere.
Dem Ausstoß an Treibhausgasen steht also auch durchaus auch die Einsparung an Treibhausgasen gegenüber. Auch der Faktor der Bodengesundheit und Landschaftspflege, fällt ins positiv ins Gewicht, insbesondere in Regionen in denen weder Maschinen noch andere Tiere dazu in der Lage wären.
Blickt man ans Ende der Produktionskette, so sieht man weitere Vorteile: Denn auch die verarbeitete Schafschurwolle kann zur Verminderung des CO2-Fußabdrucks beitragen. Denn genau das macht unsere Schafwolldämmung im Vergleich mit anderen Dämmstoffen. Hinzu kommt auch noch die Tatsache, dass die Wolle weitere Schadstoffe wie z.B. das Raumgift Formaldehyd irreversibel bindet und unschädlich macht.
Wolleinkauf bei Lehner Wolle
Wolle ist ein nachhaltiger, umweltfreundlicher und natürlich nachwachsender Rohstoff. Die idealen Grundvoraussetzungen für ein wirklich „grünes“ und „gutes“ Produkt. Dennoch sollte man auch hier stets einen genaueren Blick darauf werfen: Auch wenn Wolle an sich ein vorbildlicher Rohstoff ist, so gilt das nur, wenn für eine artgerechte Tierhaltung gesorgt ist und keine Verwendung von Chemikalien bei der Weiterverarbeitung zum Einsatz kommt.
Neben tier- und umweltfreundlichen Aspekten sind aber auch noch weitere Kriterien wichtig, damit wir hochwertige Produkte aus Schafschurwolle produzieren können.
Kaufkriterium: Qualität der Wollfaser
Grob kann man bei den Wollfasern auf drei wesentliche Punkte achten: die Feinheit, die Kräuselung und die Länge. Sehen wir uns die drei Punkte genauer an:
Die Feinheit der Wollfaser
Je feiner, desto kostbarer – so lautet der Grundsatz in puncto Qualität. Die Faserfeinheit bestimmt auch, für welches spätere Produkt die Schafschurwolle sich am besten eignet. Umso feiner die Faser ist, umso weicher fühlt sie sich an, aber umso brüchiger wird sie auch. Ist die Faser gröber, so ist sie auch robuster. Man bewegt sich hier auf einer Skala zwischen superfein (15 Mikron) und supergrob (42 Mikron).
Einige Faktoren beeinflussen die Feinheit der Wolle: Klima, Alter, Aufzucht, Geschlecht, Ernährung und Rasse, aber auch, von wo genau die Wolle beim Schaf stammt. Denn ein Schaf allein kann mehrere Qualitätsstufen aufweisen. Die Feinste stammt dabei vom Schulter- (1), Seiten- (2) und Rückenbereich (3).
Die Kräuselung der Wollfaser
Feinheit und Kräuselung der Wolle hängen direkt miteinander zusammen. Je feiner, desto gekräuselter ist die Wolle, da mehr „Bögen“ in einem kurzen Abschnitt enthalten sind. Die Kräuselung gibt auch Aufschluss darüber, wie elastisch und dehnbar die Wolle ist.
In der Abbildung siehst du verschiedene Kräuselungen von hochfeiner Wolle (1) (2) über mittelfeine Wolle (4) bis hin zu rauer Wolle (6) (7) (8).
Bei Schafschurwolle, die industriell verarbeitet worden ist, kann die Kräuselung verloren gehen. Macht man sie nass, so kann man diese mehr oder weniger wieder zurückholen.
Die Länge der Wollfasern
Auch die Länge der einzelnen Wollfasern hat Einfluss auf die Weichheit der Wolle. Hier gilt: je kürzer die Faser, desto weicher die Wolle. Dabei versteht man unter der Faserlänge die Länge der Faser im gespannten Zustand. Die Stapellänge hingegen beschreibt die Länge der Schafschurwolle im entspannten Zustand, also die Wolle im gekräuselten Zustand. Grob kann man die Wolllänge in drei Größen unterteilen:
- kurzstapelig (20-40mm)
- mittelstapelig (40-90mm)
- langstapelig (90-550mm)
Warum kratzt Wolle eigentlich?
Ob Wolle kratzt oder nicht, hängt vor allem mit ihrer Faserstärke zusammen. Dicke und robuste Fasern biegen sich nicht leicht, die Enden können herausragen und die Haut dadurch pieksen und reizen.
Das Kratzverhalten ist bei einem Teppich, einer Dämmung oder Bastelmaterial nicht relevant. Bei Kleidung, die direkt und über lange Zeit mit der Haut in Kontakt kommt allerdings schon. Achte hier also auf feine Fasern wie bei Merino- oder Kaschmirwolle und wasche Textilien aus Schafschurwolle unbedingt vor dem ersten Tragen mit einem geeinigten Waschmittel.
Kaufkriterium: Wollherkunft
Hausschafe gibt es mittlerweile weltweit. Egal ob Steppe oder Heide, Berge oder Tropen, Schafe fühlen sich im Prinzip überall sehr wohl und passen sich den Gegebenheiten ideal an. Nur noch auf Korsika und Sardinien haben sich Wildschafe gehalten.
Neuseeland ist bekannt für seine Vielzahl an Schafen. Gerne wird hier auch immer gescherzt, dass es dort mehr Schafe als Einwohner gibt – und das stimmt auch: 2020 zählte Neuseeland rund 5 Millionen Einwohner, die Zahl der Schafe war fast fünfmal so hoch. Auf einen Farmer kommen dabei rund 200.000 Schafe. Zum Vergleich: In Österreich sind es rund 20 Schafe.
Neuseeland ist eher für grobe bis mittelgrobe Wolle bekannt. Superfeine Wolle stammt aus Australien und Argentinien. Hier gibt es spezielle Züchtungen, deren Wolle vor allem für Stoffe für Anzüge oder Sportbekleidung hergenommen wird. Zu den Wolle-Hauptproduzenten zählen außerdem noch China, Uruguay, Argentinien und Südafrika.
Woher kommt Schurwolle bei Lehner-Wool?
Wo immer es möglich ist, wird Wolle aus dem DACH-Raum verwendet. Insbesondere für die Dämmung und Gartenwolle eignet sich diese Wolle ideal.
Da in Österreich leider zu wenig Schafschurwolle produziert wird, kommt auch bei Lehner Wolle ein Teil aus dem Ausland. Je nach Verwendungszweck (Produktion von Dämmung, Akustikprodukten, Floristikprodukte, Teppiche, Gartenwolle) müssen wir auch aufgrund der Wollqualität Wolle aus verschiedenen Ländern nutzen. Woher kommt sie nun aber genau?
- Kräuselwolle aus Oberösterreich: Diese Wolle nennen wir aufgrund ihrer starken Kräuselung nur intern bei Lehner Wolle so. Sie besitzt einen Merinowollanteil und eignet sich daher ideal für Filzproduktionen und die Färbung.
- Osttiroler Steinschaf: Die Wolle besitzt von Natur aus unterschiedliche Grau-, Braun- und Weißtöne, was sie zu etwas ganz Besonderem macht. Bereits seit über 20 Jahren kaufen wir diese Wolle aufgrund dieser einzigartigen Farbnuancen.
- Tiroler Bergschaf: Sie zählt zu den industriellsten Wollen fast aller europäischen Wollen. Tiroler Bergschafe sind komplett weiß, die Wolle ist mittelfein. Von der Länge und der Kräuselung her besitzt sie eine große Bandbreite. Zu beachten ist, dass die Herbstschur aufgrund von mehr Sonnenlicht heller ist als die leicht gelblichere Frühschur.
- Turkmenische Wolle: Die Schafe besitzen einen natürlichen und intensiven Braunton. Für Nomaden sind die Schafe die Lebensgrundlage, allerdings aufgrund ihres Fleisches und der Milch. Die Wolle ist nur ein Nebenabfallprodukt, durch das sie Geld „geschenkt“ bekommen. Es befinden sich daher viele Kletten, Draht usw. darin.
- Neuseelandwolle: Sie ist weltweit die industriellste Wolle und besitzt eine sogenannte Typenzahl, die Aufschluss über Faserfeinheit, Faserkräuselung und Farbe gibt. Bei Lehner Wolle kaufen wir diese Wolle auf Auktionen in Neuseeland.
- Argentinische Lammwolle: Lammwolle ist die Erstschur eines Lammes. Die Wolle ist sehr kurz, feiner, gekräuselter und fühlt sich sehr weich an. Lammwolle ist aufgrund der geringeren Kilos verhältnismäßig teurer. Verwendet wird sie bei uns bei Teppichgarnen und den zugehörigen Filzen für die Borten.
Muelsing: Ein No-Go!
Egal woher die Wolle kommt: Ein besonderes Augenmerk legen wir auf die Qualität und die richtige Haltung der Tiere. Vor allem in Australien war das sogenannte Mulesing lange Zeit sehr verbreitet. Dabei werden jungen Lämmern etwa handtellergroße Hautstücke rund um den Schwanz abgeschnitten. So soll ein Fliegenmadenbefall verhindert werden. Richtig versorgt mit Medikamenten, um die Schmerzen zu stillen und Infektionen vorzubeugen, wird in der Regel nicht. Ziel dahinter ist, möglichst viel Profi t herauszuschlagen. Wir distanzieren uns klar von solchen Methoden.
Die Schafschur
Schafe werden in der Regel zweimal im Jahr geschoren. Einmal im Frühjahr, um die Schafe von ihrem dicken „Winterfell“ zu befreien und damit sie bei der Sommerhitze nicht zu sehr schwitzen. Und das zweite Mal vor dem Winter, damit sie im Stall, wenn sie sich zusammenkuscheln, nicht zu sehr ins Schwitzen kommen. Der Grund, warum man das Schwitzen verhindern möchte, ist, dass sich der Schweiß sonst mit dem Lanolin, also dem Wollfett, vermischt und so die Qualität der Wolle mindern könnte.
Bei der Schafschur selbst muss das Schaf trocken sein, das Fell wird dabei in nur drei Minuten in einem Stück heruntergeschoren. Pro Schaf sind das zwischen zwei und fünf Kilo. Man spricht hier von „Wolle im Schweiß“. Das bedeutet, dass hier noch das Wollfett und der Schmutz, wie etwa Gras oder Stroh, vorhanden sind.
Auch hier kann man die Schafschurwolle wieder in unterschiedliche Kategorien einteilen:
- Lammwolle: So bezeichnet man die Wolle nach der ersten Schur nach etwa 6 Monaten.
- Jährlingswolle: Diese Wolle stammt von der ersten oder zweiten Schur nach 10-12 Monaten.
- Einschurwolle: Die Schafe werden hier einmal im Jahr geschoren.
- Zweischurwolle: Die Schafe werden zweimal im Jahr geschoren.
- 8-Monats-Wolle: Alle acht Monate wird das Schaf geschoren.
Verarbeitung der Schurwolle
Je nach Endprodukt durchläuft die Schafwolle verschiedene Verarbeitungsschritte.
- Nach der Schur wird die Rohwolle in rund 450 kg schwere Ballen gepresst und zur Wäscherei gebracht.
- Hier wird die Schafschurwolle mit Kernseife gewaschen. Sie muss auf einen bestimmten leicht säuerlichen pH-Wert von 6,5 bis 6,9 gebracht werden, da sie sich im basischen Bereich auflösen würde.
- Anschließend erfolgt die Trocknung.
- Handelt es sich um Wolle zur Fertigung unserer ISOLENA Dämmstoffe, so wird diese danach wieder in Ballen gepresst und zu uns nach Waizenkirchen zur Weiterverarbeitung geliefert.
- Für unsere farbigen Produkte der Marke STYLIT, FELICE und Silentum wird der Großteil der Wolle vor der Weiterverarbeitung noch gefärbt.
- Bei uns im Haus wird die Wolle gekämmt und zu einem Vlies verarbeitet, das die Ausgangsbasis für weitere Produkte stellt.
Färben nach REACH Verordnung
Wenn das Endprodukt bunt werden soll, können wir leider nicht mit reinen Naturfarben arbeiten, denn hier gibt es keine Methode um das Wollgarn so zu färben, das es farb- wasch und lichtecht ist. Deshalb lassen wir die Wolle innerhalb der EU gemäß der REACH Verordnung färben. Diese EU-Verordnung hat ein hohes Schutzniveau für die menschliche Gesundheit und die Umwelt im Umgang mit Chemikalien zum Ziel. So können wir qualitativ hochwertige Garne produzieren und trotzdem auf Gesundheit und Umwelt achten.
Fertigung STYLIT Produkte
STYLIT ist unsere kreative Marke, für Floristik-, Bastel- und Dekoprodukte. Für STYLIT werden die farbigen Rohwollen unterschiedlicher Wolltypen zu Wollkordeln in verschiedenen Stärken, Längen und Innenleben (Jute/Draht) verarbeitet. Auch Filze mit unterschiedlichsten Breiten und Veredelungen oder andere Deko-Produkten werden aus der farbigen Rohwolle gefertigt.
- Als erstes wird bei der STYLIT Produktion die Wolle abgewogen, je nach gewünschten Farbton nach einer Rezeptur vermengt und anschließend in großen Säcken für die Weiterverarbeitung bereitgestellt.
- Unser Wool-Team füllt diese Säcke in den Krempelwolf (engl. auch picker). Im Kern des Krempelwolfs sind ein bis zwei große Hakenwalzen. Die ungeordnete Wolle wird den Walzen zugeführt und wird so komplett „durchgebürstet“. Der Abstand der Haken liegt anfangs bei etwa 1 mm und sinkt gegen Ende auf 0,1 mm. Die Flocken sind danach keine Flocken mehr, sondern ein einziges Vlies. Dieses kann zu weiteren Produkten weiterverarbeitet werden.
- Nun wird die aufgelockerte Wolle zu verschiedensten Filzen oder Kordeln verarbeitet. Dazu wird genadelt oder gesponnen. Beim Spinnen wird durch das Verziehen und Zusammendrehen einzelner kurzer Fasern ein gleichmäßiger Faden hergestellt. Die Basis ist meist ein Jute-Kern, teils auch ein Drahtkern – so werden die Wollfasern um den Kern zu einer Kordel gewickelt. Die Filze werden in einer speziellen Nadelmaschine angefertigt. Hier werden mehrere Lagen Wollvlies übereinandergelegt und dann vernadelt.
- Jetzt übernimmt unser Sheepworld-Team das Konfektionieren und Verpacken der Ware. Filze werden zugeschnitten, aufgewickelt, veredelt. Kordeln werden aufgewickelt – ob auf Spule oder im Karton. Am Ende werden alle Waren sorgfältig verpackt und kontrolliert.
Fertigung ISOLENA Dämmstoffe
Bei ISOLENA benötigen wir keine bunten oder feinen Wollen und können anders als in der Textilindustrie ganz viele verschiedene Wolltypen für die Produktion verwenden.
- Die Rohwolle über die Ballenpresse direkt in die Maschine befördert und durchläuft ebenso die Krempelmaschine zur Auflockerung und um Vegetabilien auszusortieren.
- Die einzelnen Wollflocken werden dann über eine Walze zu einem dünnen Vlies verarbeitet.
- Danach wird dieses Vlies mit dem Wollschutz Ionic Protect© aktiviert. Mit sofortiger Wirkung stellen diese Fasern, solange sie vital sind, keine Nahrung für Keratin-verdauende Insekten mehr dar.
- Zum Abschluss werden die Wollbahnen miteinander durch eine Nadelmaschine vernadelt.
Fertigung Silentum Akustikprodukte
Für die Silentum Akustikfilze ist der Prozess eine Mischung zwischen ISOLENA und STYLIT, denn es werden auch hier bunte Wollen verwendet, welche dann über einen Krempel laufen und später zu einem starken Wollfilz vernadelt werden.
Fertigung FELICE Teppiche
- Für die Teppich-Herstellung werden die meisten gesponnenen Woll-Garne von unserem Allround-Team gewalkt, damit diese eine feste und geschlossene Oberfläche erhalten, widerstandsfähiger sind und nicht mehr flusen.
- Dazu wird das Wollgarn erst gewaschen und dann in einer Trockenkammer getrocknet. Dadurch verfilzt das Garn gezielt und die Schafschurwolle wird widerstandsfähiger.
- Erst nach diesen vielen Verarbeitungsschritten kommen die bunten Wollgarne in die Weberei, dem Dreh- und Angelpunkt in der Fertigung unserer Teppiche aus Schafschurwolle: Hier wird das Kettgarn aus Leinenzwirn durch die zahlreichen Litzen der Webstuhlschäfte gezogen und das bunte Wollgarn wird für den sogenannten „Schuss“ vorbereitet: Durch stetiges Hin und Her wird so auf unseren historischen Webstühlen die Schafschurwolle zu dem Teppich weiterverarbeitet, den du dir wünscht.
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Dämmstoff mit vielen Talenten
Schafwolle ist in ihrer Beschaffenheit der einzige in der Natur vorkommende Dämmstoff, der sowohl warm hält, als auch vor Hitze, Kälte und Nässe schützt. Die Einzigartigkeit der Rohfaser Schafwolle macht sie auch in ihrem Endprodukt zu einem Werkstoff mit einzigartigen Vorteilen.
Wohnen mit Schafwoll-Teppichen
Seit mehr als 50 Jahren produzieren wir mit Herz und Hand in Oberösterreich individuelle Handwebteppiche. Bei uns wird gewebt, gewalkt & gesponnen! In unserem FELICE-Magazin erzählen wir dir mehr, rund um das Wohnen mit Teppichen.
Floristik, Deko und Mehr
In unserem STYLIT-Magazin findest du Trends, Anleitungen und Inspirationen für Floristen, Blumenfachgeschäfte und Event-Designer. Entdecke kunstvolles Blumendesign, kreative Dekorationen und neue Gestaltungsideen mit STYLIT-Produkten aus Schafschurwolle.